Törnbericht Rund Korsika im Juni 2006 von Frank Mertel

Der Start in Salivoli, Italien-Festland erleichtert die Anfahrt aus Bayern erheblich, dadurch verlängert sich halt dann die Seefahrt. Es dürfte meiner Schätzung nach ein 500sm-Törn werden, für 2 Wochen nicht ohne.

Das Boot eine GIB SEA 51 segelt bereits in der 5. Saison unter der Mittelmeersonne. Kleinere Mängel ok., aber die Rollgenua schaut nicht besonders frisch aus und prompt klemmt auch noch das sooo "beliebte" Rollgroß erheblich.

Meine Ansage Korsika gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden wird etwas widerwillig akzeptiert, schließlich kann ich aber meine Erfahrung von einer Umsegelung im Jahre 1988 einbringen. Grund ist der aus NW wehende stürmische und kühle Mistral, den ich an der wilden Westküste gern nur als raumen Wind erleben möchte.

Am 3.Segeltag W 5Bft. will die Umrundung Cap Corse nicht so recht gelingen, wir schaffen keine Höhe. Endlich, nach 13 Wenden gelingt uns die Passage Cap Corse Nord - Ile de la Giraglia; zur Belohnung gibt es Baden am Lavastrand Nonza.

Saint Florent, ein angeblich ruhiges Fischerdorf, hat unsere tanzwütige Crew bis 3 Uhr morgens ausgetestet. Nach dieser wilden Nacht musste Felix dringend zum Zahnarzt, das heißt nach Bastia über die Berge. Wir genießen derweil den 3-Sterne Plage du Loto, Seemeilenfresser sind wir gerade nicht.

Westküste: die Île di Gargalu, imposante rote Felstürme (Naturpark von Scandola), ist natürlich einen Badestop wert. Seemännisch gesehen gibt es hier eine extrem schmale Durchfahrt zwischen Insel und korsischer W-Küste; 3m tief mit einer Klippe, die sich vom E-Ufer in die Fahrrinne schiebt. Das Hindurchgleiten zwischen den fast senkrechten Felswänden soll atemberaubend sein, aber bei dieser Öllacke ist die Sicht in die Tiefe des Meeres gleich null, also umkehren.

Flaute statt Mistral. Endlich, aus dem Golfo de Sagone bläst es mit 5 Bft., Böen um 7 Bft. Frank treibts auf die Spitze und leistet sich einen Sonnenschuss, logisch. Dieser herrliche Segeltag klingt aus in der Anse d'Orzo, wo sich weitere 6 Segelboote einer Flottilie lautstark zu uns gesellen.

 

Am nächsten Morgen treibt beim Ankerholen eins dieser Boote auf uns zu, klar, deren Anker liegt über unserer Kette. Kein außergewöhnlicher Fall, aber diesmal scheint sich die Crew des Bootes über Nacht verflüchtigt zu haben. Immerhin bequemt sich eine der anderen Mannschaften zu klarieren, behaupten aber fest, dass wir die Verursacher seien. Vielleicht war es nur eine Retourkutsche. Man erinnere sich an unser Ankermanöver vor Sandy Island, Karibik 1997. Helmut wird den kräftigen, aber passenden Ausdruck ?M?.? des französischen Eigners noch im Ohr haben.

Heute steht Bonifacio als Reiseziel im Logbuch, etwa 55sm gen Süden zu segeln. Flott geht's zum ersten Badestopp Calanque de Conca, einer bezaubernden Bucht. Ruhiges Wetter, Vorhersage E bis 14kn. Anker auf, schon nach einigen Metern SE 20kn. Groß und Genua bekommen 2 Reffs, SE 25kn. Nach weiteren 15 Minuten steht die Genua mit 3 Reffs, SE 30kn (7 Bft.) Dieser böige Landwind baut die See doch ganz schnell auf, es spritzt, das Ölzeug ist nicht immer rechtzeitig zur Hand. 

Nach Böen um 35kn verabschiedet sich als erstes schon mal die Genua. Kreuzen ist nicht mehr drin, wir laufen ab. Wind und Welle gefallen dem Groß jetzt auch nicht mehr. RATSCH - Ende der Segelei! Nach Sicherung der Segelrestbestände in wieder ruhigem Wasser geht's auf Motorbootfahrt Richtung Bonifacio.

Die unübersichtliche Einfahrt in den Fjord ist uns bekannt, wie bestellt überrascht uns aber die Riesenfähre MOBY DICK, der Abstand reicht jedoch aus. Im Vorhafen legen wir unter Buganker und 2 Achterleinen an, die zerfranste Genua gibt wirklich keine besonders gute Flaggenparade ab.

Die Capitanerie lotst uns in den Hafen an einen Stegplatz; das auch noch, jetzt kann unser Missgeschick auch aus der Nähe mit Schadenfreude besichtigt und kommentiert werden. Die gute Nachricht: Yachtpool, unsere Versicherung, will den Schaden in Höhe der gestellten Kaution übernehmen. Peter verhandelt dank seiner Italienischkenntnisse mit dem Vercharterer wegen Ersatzsegeln, immerhin könnten wir noch 5 Segeltage genießen.

Mehrere Übergabehäfen sind im Gespräch, letztlich Palau/Sardinien, weil Italien. 

Zurück bei ruhigem Wetter durchs Maddalena-Archipel, ein reizendes Revier, Richtung Insel Lavezzi. Eine gute Gelegenheit dieses Gewirr aus Granitblöcken zu besuchen. Es gibt hier eine Reihe gefährliche Unterwasserfelsen und seichte Stellen. Cala di u Ghiuncu ist unser Ziel, man möge die empfohlene Ansteuerung rwk 020° Richtung Friedhof dringend befolgen. Dieser Ort schreibt Geschichte. 1855 zerschellte hier, wahrscheinlich nach Verlust des Steuerruders, die französische Fregatte "La Semillante". Alle 773 Seeleute kamen ums Leben. Wegen der umtriebigen Geister, meist aktiv in ruhigen Nächten, wird dringend empfohlen nur einen Badestopp einzulegen. Wir halten uns daran, lassen die armen Seelen ruhen und navigieren voller Sorgfalt durch die Passage de Piantarella Richtung Ostküste Korsika. 

 

Der Wind frischt in den nächsten Tagen hin und wieder mal auf 4 Bft. auf. Wir verweilen zum Abschluß in Bastia, Vieux Port, dem alten Hafen. Ein malerischer Ort - in der Abendbeleuchtung sieht man die maroden Altstadthäuser ja nicht. Die Überfahrt nach Elba wird bei etwas erhöhten Temperaturen bewältigt, im Golfo di Viticcio, einem 2-Sterne Strand, gibt's noch mal eine letzte Erfrischung.

Törnende wieder in Salivoli und, bedingt durch den Abstecher nach Sardinien: trotz unzähliger Badestopps waren wir 488sm unterwegs.

Mit seglerischem Gruss

Horst


Die Segler:

Frank Mertel, Schiffsführer

Renate Wack, Dr. Peter Wack, Wilfried Weidner,

Waltraud Gürzing, Gabi Weisser, Felix Crämer,

Dr.Gabriele Heilgemeir, Horst Haasner 

 

 

Warum sie besser bei uns chartern erfahren Sie auf der Yachtcharter Site